Aktion Mensch legt erste umfassende Studie zum Stand der inklusiven Mobilität in Deutschland vor, das Wichtigste vorab:
Für Menschen mit Beeinträchtigung ist Mobilität in Deutschland immer noch stark eingeschränkt. Sie haben weniger oder schlechtere Möglichkeiten, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen, als Menschen ohne Beeinträchtigung. Das sind zentrale Ergebnisse des Inklusionsbarometers Mobilität der Aktion Mensch. Diese Studie liefert erstmals einen repräsentativen Überblick über den Stand der inklusiven Mobilität in Deutschland.
Die Studie vergleicht das Mobilitätsverhalten von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung und zeigt, dass immer noch zahlreiche Barrieren die Zugänglichkeit erschweren: Defekte Fahrstühle, schlechter Straßenbelag, fehlende Schilder, schlecht lesbare Fahrpläne, unübersichtliche Apps oder komplizierte Fahrkarten-Automaten – die Beispiele sind vielfältig. Jeder vierte Mensch mit Beeinträchtigung (26 Prozent) empfindet zudem den Zeitaufwand für Wege als zu hoch. Betrachtet man die sozialen Aspekte von Mobilität, sind die Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung am größten. Fast doppelt so viele Menschen mit Beeinträchtigung (29 Prozent vs. 16 Prozent) fühlen sich in manchen Situationen unsicher und alleingelassen. Sie machen auch häufiger negative Erfahrungen mit anderen Fahrgästen sowie Servicepersonal.
Für die Online-Befragung untersuchte die Aktion Mensch in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos, einer Ko-Forschenden-Gruppe sowie Mobilitäts- und Inklusions-ExpertInnen die Aussagen von 1.000 Menschen mit und 500 Menschen ohne Beeinträchtigung.
Klare Unterschiede im Mobilitätsverhalten
Das Barometer offenbart klare Unterschiede im Mobilitätsverhalten von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung und macht deutlich, wo Menschen mit Beeinträchtigung benachteiligt werden. Gründe hierfür sind neben der mangelnden Barrierefreiheit ein höherer Zeit- und Kostenaufwand oder schlicht fehlende Angebote. „Wir brauchen dringend eine Mobilitätswende, die den gleichberechtigten Zugang zu Angeboten für alle Menschen sicherstellt. Damit diese gelingt, müssen Menschen mit Beeinträchtigung von Anfang an in Planung und Umsetzung neuer Verkehrskonzepte einbezogen werden“, so Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.
Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, betont, wie wichtig es ist, Barrierefreiheit mitzudenken, nicht nur in der Gesetzgebung, sondern auch in der Umsetzung – egal, ob im öffentlichen oder im privaten Sektor: „Barrierefreiheit ist kein Bonbon für gute Zeiten. Eine barrierefreie und damit moderne Mobilitäts-Infrastruktur wird darüber entscheiden, ob wir in einem fortschrittlichen und zukunftsfähigen Land leben werden – oder eben nicht.“
Das Inklusionsbarometer offenbart auch, wie wichtig nachhaltige Mobilität für alle Menschen ist: Zwei Drittel der Deutschen wollen klimafreundlich unterwegs sein und wünschen sich, dass es in Städten mehr Rad- und Fußwege gibt. Für Menschen mit Behinderung ist es jedoch häufig deutlich schwieriger, nachhaltig mobil zu sein, da sie aufgrund fehlender Barrierefreiheit in öffentlichen Verkehrsmitteln auf weniger klimafreundliche und zudem teurere Verkehrsmittel, wie zum Beispiel das Taxi, angewiesen sind.
Acht Metropolregionen die genauer untersucht wurden
Für die Studie wurden sechs Dimensionen von Mobilität beleuchtet:
Neben den Befragungsergebnissen bietet das Inklusionsbarometer auch Mobilitätsportraits von Personen mit Beeinträchtigung sowie ausführliche Beschreibungen zu inklusiver Mobilität in den dicht besiedelten Regionen: Hamburg, Berlin, Ruhrgebiet, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München. Ergänzt wird das Angebot durch vier Gastbeiträge von ausgewiesenen ExpertInnen zu einzelnen Aspekten der Studie sowie konkrete Handlungsempfehlungen für verantwortliche Akteure wie Kommunen und Verkehrsbetriebe, etwa dass Vielfalt und Barrierefreiheit in der Mobilitätsplanung zukünftig viel stärker berücksichtigt und Menschen mit Beeinträchtigung in Planungsprozesse vor Ort einbezogen werden müssen.
Das Inklusionsbarometer Mobilität in voller Länge, Fotos und Grafiken finden Sie hier…