In der ARD Mediathek
Patric ist 27 Jahre alt und arbeitet in einer Bremer Behindertenwerkstatt. Ein Leistungsträger, obwohl er geistig gehandicapt ist. Doch Patric sehnt sich nach einem richtigen Job: “Ich möchte irgendwann raus, denn ich sehe mich nicht in der Werkstatt.” Es ärgert ihn, dass man “mich hier nicht richtig informiert, dass jeder Mensch auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Chance bekommen kann. Das verstehe ich nicht. Und das mag ich nicht.”
So wie Patric geht es vielen Menschen, die geistig oder körperlich beeinträchtigt sind.
Obwohl der Übergang auf den Arbeitsmarkt staatlich mit viel Geld und Personal gefördert wird, haben ihn bisher von rund 320.000 Beschäftigten in den Behindertenwerkstätten nur ganze 1500 Personen geschafft. Weniger als ein halbes Prozent, eine verheerende Bilanz. Hat doch seit 2009 jeder Mensch das Recht auf einen Job auf dem freien Arbeitsmarkt. Die entsprechende UN-Behindertenrechtskonvention ist in Deutschland Gesetz. Auch Unternehmen sind gesetzlich in der Pflicht.
“Ich habe es noch nicht ein einziges Mal geschafft, meine Miete selber aufzubringen”, erzählt Carolina. Sie hat eine Spastik und sitzt im Rollstuhl. Geistig ist sie total fit. Trotzdem bemüht auch sie sich seit zwei Jahren vergeblich um einen regulären Job. In der Behindertenwerkstatt verdient sie 179 Euro im Monat, selbstbestimmt leben kann sie damit nicht.
Kritiker halten den Behindertenwerkstätten vor, sie hätten gar kein Interesse daran, ihre Beschäftigten in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln: “Das ganze Werkstättensystem lebt davon, dass der größte Teil in der Werkstatt bleibt. Inklusion macht die Werkstätten bedeutungslos”, konstatiert Ulrich Scheibner, einst selbst Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM). Welchen Anteil an dieser Misere haben die Werkstätten, welchen die Wirtschaft?
Die “45 Min”-Reporterinnen Birthe Jessen und Christiane Schwarz haben fünf Menschen mit Handicap auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben begleitet.
Film von Birthe Jessen und Christiane Schwarz
(Quelle: ARD/Tagesschau24.de)