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Studie: Mitarbeiter:innen mit Behinderungen führen zu neuen Denkweisen und mehr Kreativität in Unternehmen

Eine Studie von März 2025 zeigt auf, dass die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen in einem Unternehmen die geistige Flexibilität der anderen Mitarbeiter:innen erhöht und zu mehr Kreativität im Unternehmen führt.

Menschen mit Behinderungen einzustellen, wird häufig als Aufwand und Zusatzbelastung für ein Unternehmen wahrgenommen. Die Studie mit dem Titel „Organizational Burden or Catalyst for Ideas? Disability as a Drive of Cognitive Flexibility and Creativity?“, zu deutsch „Behinderung – Belastung für das Unternehmen oder ein Katalysator für Ideen und mehr Kreativität?“, stellt diese Annahme infrage.

Sie zeigt auf, wie die Anwesenheit von Kolleg:innen mit Behinderungen die kognitive Flexibilität und damit die Kreativität der Mitarbeitenden fördern kann.

Was zeigt die Studie?

Um diese These zu belegen, wurden mehrere Untersuchungen mit unterschiedlichen Methoden durchgeführt.

In einem großen deutschen Automobilunternehmen (sowie zwei ergänzenden experimentellen Studien) wurde untersucht, ob und wie sich die Anwesenheit von Mitarbeitenden mit Behinderung auf die Entwicklung neuer Ideen und Kreativität ihrer nichtbehinderten Kolleg:innen auswirkt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Bereiche, in denen Menschen mit Behinderungen arbeiten, viel mehr neue Ideen hervorbringen, als solche, in denen das nicht der Fall ist. Das trifft vor allem dann zu, wenn Kolleg:innen versuchen, die Perspektive der Menschen mit Behinderungen auf das Arbeitsumfeld einzunehmen.

Man erkennt so unter anderem Schwachstellen am Arbeitsplatz, die den Mitarbeiter:innen ohne Behinderung möglicherweise vorher nicht aufgefallen sind.

Zwei ergänzende experimentelle Studien bestätigten diese Ergebnisse auch auf individueller Ebene:

Die bloße Anwesenheit eines Kollegen oder einer Kollegin mit Behinderung erhöhte die Anzahl von neuen Ideen. Ein wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang ist die Fähigkeit anderer Mitarbeiter:innen, zu erkennen, dass ihr Arbeitsplatz auf den nichtbehinderten Körper ausgelegt ist und diese Tatsache zu hinterfragen.

Menschen mit Behinderungen haben oft eigene Umgangsweisen entwickelt, um mit den Herausforderungen am Arbeitsplatz umzugehen, diese neuen Herangehensweisen können dazu führen, dass auch andere Mitarbeiter:innen die Fähigkeit entwickeln, neue Herangehensweisen zu entdecken.

Diese Erkenntnisse aus der Untersuchung zeigen: Organisationen können von der Diversität ihrer Mitarbeitenden, insbesondere durch die gezielte Inklusion von Menschen mit Behinderungen, profitieren. Dies gilt vor allem dann, wenn Organisationen eine Kultur fördern, in der Perspektivübernahme und Empathie einen hohen Stellenwert haben.

Einschränkungen der Studie

Auch wenn die Ergebnisse interessant sind, sind sie nicht allgemein übertragbar.

  • Die Feldstudie beschränkt sich auf ein einzelnes Unternehmen in Deutschland, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere kulturelle Kontexte einschränken kann.
  • Die Felddaten zur Behinderung waren binär (ja/nein) und enthielten keine Informationen über Art und Schwere der Behinderung. Die meisten Fälle betrafen leichte körperliche Behinderungen. Dies schränkt die Aussagekraft hinsichtlich anderer Behinderungsarten ein und erfordert weitere Forschung.
  • Obwohl Perspektivübernahme in der Feldstudie als wichtiger Einfluss-Faktor bestätigt wurde, konnten die experimentellen Studien diesen Effekt nicht wiederholen. Es könnte sein, dass das experimentelle Design (basierend auf schriftlichen Szenarien) nicht genügend Realitätsnähe oder Tiefe bot, um eine effektive Perspektivübernahme – ähnlich wie jene in der Feldstudie – zu ermöglichen.
  • In den experimentellen Studien wurde kognitive Flexibilität durch die Kategorisierung der generierten Ideen messbar gemacht. Das ist methodisch problematisch, da keine eindeutige zeitliche Reihenfolge zwischen Variable und Ergebnis gegeben ist.

Fazit

Es stellt sich die Frage, wie Organisationen die Ergebnisse der Studie nutzen können, um eine innovative und inklusive Umgebung zu schaffen. Hierfür sind weitere Forschungsarbeiten in anderen Branchen notwendig, die Faktoren wie z.B.  Behinderungsarten oder den kulturellen Kontext miteinbeziehen.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden auf Englisch auf Sage Journals veröffentlicht.

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