Bordsteine, holprige Wege, steile Rampen – für Rollstuhlfahrende können sie unüberwindbare Hürden darstellen. Das Forschungsprojekt BaAN-frei setzt Künstliche Intelligenz ein, um Barrieren im öffentlichen Raum automatisch zu erkennen und digital sichtbar zu machen. So ebnet es den Weg für mehr Inklusion und Teilhabe.
Hindernisse im Alltag von Menschen mit Rollstuhl sind allgegenwärtig. Sei es eine zu hohe Bordsteinkante, ein unebener Gehweg oder eine zu schmale Tür – viele Barrieren erschweren oder verhindern die Mobilität und damit die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Obwohl Barrierefreiheit gesetzlich verankert ist, mangelt es oft an korrekten und aktuellen Informationen zur Zugänglichkeit von Wegen und Orten. Genau an diesem Punkt setzt das Forschungsprojekt BaAN-frei an: Mithilfe moderner Technologien werden Barrieren im öffentlichen Raum automatisch erkannt und digital erfasst.
Das Herzstück von BaAN-frei bildet eine KI-gestützte Bildanalyse. An Rollstühlen befestigte Smartphones sammeln während der Fahrt Video- und GPS-Daten. Die aufgezeichneten Informationen werden anschließend von einem intelligenten Analyseverfahren ausgewertet, das gelernt hat, Hindernisse wie Bordsteine oder ungeeignete Straßenbeläge zuverlässig zu erkennen. Im Gegensatz zur bisher üblichen manuellen Erfassung passiert das automatisch und in Echtzeit. Zudem können die Nutzenden selbst entscheiden, welche Barrieren für sie relevant sind.
KI lernt, Barrieren zu erkennen
Ein entscheidender Vorteil der KI-basierten Methode: Sie ist objektiv und überaus leistungsfähig. Indem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das System mit Beispielvideos füttern, lernt es, Hindernisse präzise zu identifizieren und einzuordnen. Je mehr Daten es verarbeitet, desto zuverlässiger werden die Ergebnisse. Dieser Ansatz ermöglicht eine weitaus umfassendere und aktuellere Erfassung von Barrieren als die zeitaufwendige manuelle Dokumentation. Dabei spielt auch das direkte Feedback der Rollstuhlfahrenden eine wichtige Rolle: Sie testen das System unter realen Bedingungen und melden zurück, ob die KI die Hindernisse korrekt erkannt hat.
Die gewonnenen Daten werden anschließend auf Open-Data-Plattformen wie OpenStreetMap oder Wheelmap.org veröffentlicht. So werden die Barrieren im öffentlichen Raum für alle sichtbar und zugänglich gemacht. Das schafft nicht nur ein Bewusstsein für die Herausforderungen, mit denen Rollstuhlfahrende täglich konfrontiert sind, sondern liefert auch eine gute Grundlage für Veränderungen. Kommunen und Entscheidungsträger können die KI-Informationen nutzen, um gezielt Maßnahmen zum Abbau von Hindernissen zu ergreifen und die Infrastruktur inklusiver zu gestalten.