Das Deutschlandticket macht den öffentlichen Nahverkehr attraktiver – aber nicht für alle Menschen. Das ‚Inklusionsbarometer Mobilität‘ von Aktion Mensch zeigt auf, wo noch Barrieren sind, und bietet gleichzeitig Lösungsansätze für ein inklusives Miteinander im öffentlichen Raum. Etwa zehn Millionen verkaufte Abos meldeten die Verkehrsbetriebe nach der Einführung des Deutschlandtickets. Sie feiern das neue Angebot als Revolution des öffentlichen Nahverkehrs. Für viele Menschen macht das Deutschlandtickt den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) tatsächlich attraktiver, vor allem im Hinblick auf den Preis. Aber nicht alle Menschen profitieren von dem neuen Angebot – denn Mobilität in Deutschland ist immer noch voller Barrieren und deshalb wenig inklusiv für Menschen mit Behinderung.
„Damit die Mobilitätswende gelingt, brauchen aber alle Menschen ein gutes Angebot“, sagt Nadja Ullrich, Projektleiterin Inklusion und Mobilität bei Aktion Mensch. „Der öffentliche Nahverkehr muss inklusiver werden.“ Aktion Mensch legt deshalb die erste umfassende Studie zum Stand der inklusiven Mobilität in Deutschland vor – das Inklusionsbarometer Mobilität. Zentrale Ergebnisse der Studie: Für Menschen mit Beeinträchtigung ist Mobilität in Deutschland immer noch stark eingeschränkt. Sie haben weniger oder schlechtere Möglichkeiten, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen als Menschen ohne Beeinträchtigung.
Ergebnisse der Studie
Die Studie zeigt: Es gibt immer noch zu viele Barrieren. Dazu gehören defekte Fahrstühle, schlechte Straßenbeläge, fehlende Schilder, schlecht lesbare Fahrpläne, unübersichtliche Apps und komplizierte Fahrkartenautomaten. Jeder vierte Mensch mit Beeinträchtigung (26 %) empfindet zudem den Zeitaufwand für Wege als zu hoch.
Betrachtet man die sozialen Aspekte von Mobilität, ist die Schere zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung am größten. Fast doppelt so viele Menschen mit Beeinträchtigung fühlen sich in manchen Situationen im ÖPNV unsicher und alleingelassen. Sie machen auch häufiger negative Erfahrungen mit anderen Fahrgästen sowie dem Servicepersonal.
Für die Onlinebefragung untersuchte Aktion Mensch in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos, einer Ko-Forschenden-Gruppe sowie Mobilitäts- und Inklusionsexperten:innen die Aussagen von 1000 Menschen mit und 500 Menschen ohne Beeinträchtigung. Die Studie vermittelt nicht nur Zahlen und Statistiken, sondern gibt auch Einblicke in das Mobilitätserleben von Menschen mit Beeinträchtigung. Weitere Experten:innen erklären in Interviews, wie gute Mobilität für alle gelingen kann.
Das Deutschlandticket
Die Einführung des Deutschlandtickets ist ein wichtiger Schritt. Inklusiv durchdacht ist es aber kaum. Wenn nun Bahnsteige und Züge voller werden, erschwert das die Orientierung und das Vorankommen für Menschen, die beispielsweise im Rollstuhl sitzen oder mit Therapiehund, Rollator oder Kinderwagen unterwegs sind. Auch der Erhalt von Hilfe beim Einstieg und die Suche nach einem freien Platz in den volleren Zügen sind schwieriger. Ausgeschlossen werden zudem Menschen, die wenig Geld haben. Für sie ist das Abo zu teuer.
„Das Thema Mobilität muss ganzheitlich gedacht werden, nicht nur als wirtschaftliches oder als klimapolitisches Thema“, schreibt Jürgen Dusel im Grußwort des Inklusionsbarometers Mobilität. Der Jurist ist seit 2018 Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. Er sagt: „Helfen kann nur, Barrierefreiheit von A bis Z mitzudenken. Und das geht nur, wenn Menschen mit Behinderung beteiligt werden.“
Das gesamte Inklusionsbarometer Mobilität finden Sie: hier…